Leitfaden - Das Spielen eines Landsknechtcharakters

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Hinweis: Weniger ist mehr
Gerade im Ausspielen von neuen Rollen erliegt man schnell der Versuchung seinen Charakter überaus mit Fähigkeiten und Stärken zu segnen.
Viele Landsknechtlager vereint der Anspruch mehr zu sein als nur das Ausspielen von Rollen abseits des eigenen Ich. Es dreht sich vor allem um authentisches Spiel das sich möglichst nahe an der Welt spielt, in der die Landsknechte gelebt haben. Das bewegt sich meist abseits von allem Epos und Heldentum, macht aber ebenso viel Spaß.

Allegorie eines Reisläufers und Bettlers

Selbstverständlich ist es jedem Spieler selbst überlassen seinen Charakter zu kreieren und auch auszugestalten, allerdings kann man auch hier einen gewissen roten Faden vorlegen an dem man sich orientieren kann. Schließlich ist jede noch so tolle Landsknechtsklamotte eine leere Hülle wenn man es nicht schafft sie glaubhaft mit Leben zu füllen und einen Charakter darzustellen dem man auch abkauft ein Landsknecht zu sein. Mehr als Tipps kann man hier allerdings nicht geben, schließlich sind kaum Belege für die Charaktere der Historie gegeben.
Eines lässt sich allerdings sagen: Landsknechte waren weder besonders gebildete noch besonders feinfühlige Gestalten. Sie waren für ihre Raubeinigkeit bekannt, ebenso für ihre Fähigkeiten im Kampf.
Das lässt sich leicht erklären, wenn man darauf blickt woher Landsknechte zumeist stammten: aus einfachsten Verhältnissen. Das absolute Gros der Landsknechte waren einfache Handwerker oder Bauern und dementsprechend geprägt. Lesen konnten die wenigsten, und wenn sie es konnten fand man sie zumeist nicht in der kämpfenden Truppe sondern in der Verwaltung des Heeres wieder. Sicherlich fanden sich auch Angehörige der oberen Schichten in Landsknechtheeren wieder, dies aber fast immer in eben den höheren Ebenen als Hauptleute oder hohe Trossbeamte.
Blieb der Sold aus verwandelten sich Landsknechtsheere schnell in marodierende und plündernde Horden aus Gesetzlosen, gab es auch da nichts zu holen konnte man wenig später Landsknechte betteln sehen. Armut und Erfolg lagen für den Landsknecht nicht weit auseinander.
Als Söldner boten die Landsknechte ihre Dienste vielen an, aber nicht jedem. Es gab durchaus Tabus, die sich unter anderem darin manifestierten, dass Landsknechte nicht in Diensten einer Macht traten die gegen das Heilige Römische Reich kämpfte. Die Kämpfe der Nationen IM Heiligen Römischen Reich untereinander stellten für Landsknechte allerdings einen willkommenen Broterwerb dar.
Boten die Lebensumstände der damaligen Zeit für die wenigsten gesicherte Existenzen, war für Landsknechte alles noch unsicherer. Für sie stellte sich quasi ständig die Fragen:

  • bekomme ich nach dem nächsten Kampf meinen Sold?
  • überlebe ich den nächsten Kampf?
  • kann ich an einer Plünderung teilnehmen?
  • was, wenn der Feldzug vorüber ist?

Diese Fragen stellten den Landsknecht quasi stets vor gewisse Existenzängste, andererseits aber resultierte sie in einer gewissen Lebenslust und Feierfreude: warum nicht jetzt feiern, wenn ich morgen vielleicht schon tot auf dem Feld liege?
Viele Landsknechte waren zudem gläubige Anhänger ihrer Konfessionen, auch wenn sie das nicht immer daran hinderte auch mal für Fürsten einer anderen Konfession ins Feld zu ziehen.
Alles in allem lässt sich stark pauschalisierend und keinesfalls verbindlich sagen: Landsknechte und Reisläufer waren meist ungebildet, aber sicherlich nicht dumm. Sie waren oft prinzipienlose Opportunisten, aber keineswegs vollkommen ohne jede Moral. Sie lebten ein Leben der Sorgen und Nöte, und feierten sich diese Sorgen und Nöte vom Leib. Sie waren gewalttätige Krieger, gleichsam aber oft auch fürsorgende Familienväter.
Sie waren schillernde Individualisten, und trotzdem disziplinierte Arbeitstiere.

Frauenrollen

Die Vorlage für Landsknechte ist ganz klar historisch, und die damit verbundene Vorlage für Frauenrollen erscheint auf den ersten Blick wenig attraktiv für Frauen des 21. Jahrhunderts. Bei genauerem Hinsehen lässt sich allerdings erkennen, dass die Beziehung zwischen Mann und Frau (auch abseits der klassischen Ehe, die für viele einfache Landsknecht unerschwinglich war) auch schon damals durch Kommunikation auf Augenhöhe stattfand. Natürlich waren die Aufgabenbereiche geschlechterspezifisch geprägt, aber es lässt sich eben auch feststellen: Männer nahmen im Lager durchaus an der Hausarbeit teil, und Frauen gingen nach einer gewonnenen Schlacht auf's Feld und halfen bei der Plünderung.
Die konstanten lebensbedrohlichen Umständen erforderten, dass Mann und Frau in Form einer Zweckgemeinschaft die Anforderungen des Lebens gemeinsam bewältigten, und da waren viele heutzutage als 'überholt und erzkonservativ' geltende Rollenstereotype ohnehin nur störend und im Wege.
Es wird kaum eine, wenn nicht gar keine Gruppe geben die weiblichen Interessierten gewisse Rollenwünsche abschlagen würde. Dies muss allerdings mit der Gruppe selbst ausgemacht werden, und kann hier nicht pauschal klargestellt werden.. das hängt ganz klar vom selbstgesetzten Standard ab. Manche Gruppen mögen eine Obristin akzeptieren, andere sich hingegen nur auf weibliche Landsknechtinnen/-mägde beschränken.
Fakt ist jedoch, dass auch wenn ein Landsknechtlager maßgeblich durch eine patriarchalische Kulturherleitung geprägt war, es manigfaltige Funktionen und Teilnahmemöglichkeiten für Frauen gab. Dies resultiert in modernen Landsknecht-Adaptionen in vielerlei Möglichkeiten, weibliche Charaktere zu spielen die entweder klassischen oder auch modern-emanzipierten Vorstellungen gerecht werden. Oder sowohl als auch.





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