Leitfaden - Ausstattung von Landsknechten: Unterschied zwischen den Versionen

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== Frauen zur Zeit der Landsknechte ==
 
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;Kämpfende Frauen
 
;Kämpfende Frauen
 
:Vom 16. Jahrhundert kann man eins klar sagen: Frauen kämpften nicht. Das sollte kein Hindernis für Frauen sein sich nicht doch an der Darstellung von weiblichen Landsknechten zu versuchen. Da steht halt nur sehr viel mehr Adaptionswerk an als bei Männern.<br />Aber auch das sollte mit der Gruppe abgesprochen werden. Orientiert sich diese stark an der Historie könnten weibliche Landsknechtinnen... mägde... doch unpassend sein.
 
:Vom 16. Jahrhundert kann man eins klar sagen: Frauen kämpften nicht. Das sollte kein Hindernis für Frauen sein sich nicht doch an der Darstellung von weiblichen Landsknechten zu versuchen. Da steht halt nur sehr viel mehr Adaptionswerk an als bei Männern.<br />Aber auch das sollte mit der Gruppe abgesprochen werden. Orientiert sich diese stark an der Historie könnten weibliche Landsknechtinnen... mägde... doch unpassend sein.

Version vom 19. Januar 2016, 17:34 Uhr

Hinweis: NoGos und Tabus
Dieser Leitfaden orientiert sich an der historischen Vorlage und an Standards die sich in konsistenten Gruppen durchgesetzt haben. Anstelle, dass hier nun ellenlang darauf eingegangen wird was NICHT toleriert wird, wird hier gezeigt was toleriert und gefördert wird.
Alles, was nicht toleriert und gewollt ist, wird man auch nicht in diesem Leitfaden finden.

Wenn man genau hinsieht, wird man erkennen, dass hier nichts 1:1 übernommen wurde. Bei aller Anlehnung an historische Vorbilder kann jeder Landsknecht-Darsteller immer noch viele eigene Ideen in seine Ausstattung einbringen.

Die Ausstattung eines Landsknechts im 16. Jahrhundert

Achtung - gekaufte Fertigklamotten
Manche LARPLäden bieten sogenannte 'Landsknecht'-Hosen und Wämse an, die durch aneinanderfügen von zweifarbigen Stoffen den Eindruck vermitteln geschlitzt zu sein.
Damit punktet man vielleicht auf'm Fasching und auf 'nem Volksfest, im LARP und Reenactment vermitteln solche Klamotten meist nur einen Eindruck: man ist nicht ganz bei der Sache und hat keine Lust sich die gleiche Mühe wie andere zu machen.

Ausstattung

Dies sind Dinge, die man beim Entwerfen einer Landsknecht-Ausstattung unbedingt dabei haben sollte.

1. Die Hauptwaffe
2. Die Schamkapsel
3. Die Nebenwaffe
4. Strumpfbänder
5. Schuhwerk
6. Strümpfe
7. Hohe Hosen
8. Das Wams + Ärmel
9. Das Ledergoller
10. Die Kopfbedeckung

Achtung – Unterschiede zwischen Reisläufern und Landsknechten
Reisläufer schlitzen (Schweizer-)Kreuze, Landsknechte Andreaskreuze
- Landsknechte kannten und nutzten Überwämse aus Leder
- Reisläufer nutzten eher Schweizerdegen oder längere Schwerter als Katzbalger





Die Ausstattung eines Landsknechts/Reisläufers lässt sich grob in drei Kategorien unterteilen:

1. Kleidung 2. Bewaffnung 3. Beiwerk

Man kann diese Aufreihung durchaus hierarchisch ansehen: die Darstellung eines Landsknechts/Reisläufers steht und fällt mit der Kleidung. Sieht die Klamotte eines Charakters nicht wie die eines typischen Landsknechts aus, kann die Bewaffnung und das Beiwerk noch so authentisch sein: der Charakter wirkt trotzdem unglaubwürdig. Deshalb fällt ein Großteil des Aufwands für die Zusammenstellung einer Landsknecht-Ausstattung auch auf die Herstellung der Kleidung. Hierbei muss man beachten, dass die Herstellung von Landsknecht-Kleidung im Vergleich zu anderen Settings im LARP sehr viel aufwendiger ist, entsprechend mehr Zeit und Geld nötig ist um eine passende Landsknecht-Klamotte herzustellen. Gerade Geld ist vonnöten wenn man nicht selbst des Nähens mächtig ist und professionelle Näher/innen beauftragen muss.
Der Bewaffnung eines Landsknechts gilt normalerweise der zweite Blick sobald man sich an seiner Klamotte satt gesehen hat, deshalb steht sie auf dem zweiten Platz. Es fällt nicht so stark auf wenn man unpassende Waffen mit sich trägt als wenn man in einer vollkommen fremden Klamotte einen Landsknecht darstellen will, dennoch: die Bewaffnung eines Landsknechts/Reisläufers transportiert ebenfalls große Wirkung auf den Betrachter/Bewunderer/Gegner und sollte entsprechend authentisch sein. Ein Landsknecht mit einem Elfenschwert fällt nicht sofort negativ auf, aber er wird es.
Als Beiwerk gelten hier Dinge wie Gürtel, Taschen, Feldflaschen, Schmuck und so weiter und sofort. Da die betreffenden Dinge wenig Platz am Mann einnehmen und auch erst beim näheren Hinschauen ins Auge stechen fallen sie nicht so sehr ins Gewicht wie die Klamotte oder die Bewaffnung. Sicherlich wird es nur einem Profi ein Gürtel auffallen, der eigentlich eher ins Spätmittelalter gehört, aber um Dinge wie keltische Anhänger um den Hals oder eine moderne Feldflasche als störend zu empfinden muss man kein Profi sein. Deshalb auch hier: je authentischer, desto besser.
Fertigungs-Anleitungen würden den Rahmen des Leitfadens sprengen, sind aber meist bei den Gruppen vorhanden.

Kopfbedeckungen

Hüte waren wie im Mittelalter auch in der frühen Neuzeit ein Muss, unbedeckte Häupter wurden als anstoßerregend angesehen. Landsknechten stand eine Vielzahl an verschiedenen, meist aus Filz hergestellten Kopfbedeckungen zur Verfügung. Im Laufe des 16. Jahrhunderts nahm der Federschmuck zu, erst gen Ende nahm er wieder ab. Beachte: bis ~1550 wurde unter den Hüten noch eine Kopfbedeckung getragen, die Haube.

Das Wams

Achtung: Stoffe
Es ist nicht einerlei aus welchem Stoff die Klamotte gefertigt wird. Die Auswahl an authentischen Stoffen ist sehr gering und zudem teuer. Zudem ist zwischen Ober- und Unter-/Futterstoff zu unterscheiden.

Oberstoff
Dickere Wollstoffe / Walkloden
Schweres Leinen
Schwere und grobe Baumwollstoffe die 'alt' wirken

Moderne Stoffe
Bedruckte Stoffe
Kunstfaserstoffe


Unter-/Futterstoff
Dünne Wollstoffe
Leinenstoffe
Seide (für Offiziere und reiche Säcke)

Baumwollstoffe die 'alt' wirken
Moderne Stoffe
Bedruckte Stoffe
Kunstfaserstoffe

Das Wams wurde, im Gegensatz zu späteren Jacken und Mänteln, nicht im gleichen Atemzug mit den Ärmeln geschaffen. Die Ärmel wurden separat gefertigt und an die Wämse gefügt.
Auch wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht nur Knöpfe benutzt: man hatte eine 'Klappe' mit der man das Wams schloss, schloss es frontal oder hatte ein Überwams, das gewickelt und mit einem Gürtel gesichert wurde.

Auch das Wams wurde oft geschlitzt, z.B. auf dem Rücken und an der Brust, besonders jene mit der 'Klappe'.
Achtung: Knechtische Faustregel für die Klamotte: Ober- und Unterstoff müssen unterschiedlich gefärbt sein. Heißt: mindestens zwei Farben sichtbar am Knecht.

Die Ärmel

Auf Bildern von frühen Landsknechten kann man sehen: die Ärmel wurden als erste geschlitzt. Dementsprechend wichtig sind sie auch für die Klamotte des Knechts. Der Oberstoff wird weiter gefasst als bei normalen Ärmeln und dem Gusto des Trägers entsprechend geschlitzt.

Ein paar Variationen:

  • bis zum Handgelenk weite, in mehrere Segmente unterteilte Ärmel
  • bis zum Ellenbogen weite Ärmel, die Unterarme in engen Ärmeln
  • ungeschlitzte, einfarbige Ärmel mit oder ohne Segmente
  • geschlitzte Ärmel ohne Segmente
  • nur an den Gelenken weite, sonst enge Ärmel
  • linker und rechter Ärmel unterschiedlich gestaltet
  • Oberstoff hängt 'schildartig' an der äußeren Seite des Arms, die Innenseite bleibt frei

Die Hosen

Für die Hosen gilt nahezu das gleiche: weiter schneiden und nach eigenem Gusto schlitzen. Man beachte, dass Hosen von Landsknechten hoch bis zur Taille gehen, aber nicht zwangsläufig runter bis über das Knie. Die Landsknechte kannten in dieser Hinsicht schon kurze Hosen und hatten keine Skrupel auch diese zu schlitzen. Auch die Weite war durchaus variabel, man konnte seine Hose eng halten, aber auch enorm weit wie man z.B. um 1560 oft sah. Wie bei den Ärmeln konnte man auch die Hosenbeine variationsreich und unterschiedlich gestalten.
Strümpfe sind ein gutes Mittel zum weiteren Variieren.
'Strumpfbänder' (nein, keine Strapse) helfen die Dinger dort zu halten wo sie hingehören, so sie nicht an die Hose gefügt werden.
Der Schamlatz war einerseits praktisch zum schnellen Auspacken, andererseits auch derbe Zurschaustellung von Männlichkeit und Stärke.

Sonstige Bekleidung und Beiwerk

Rucksäcke und Packzeug
normalerweise sieht man auf Grafiken Landsknechte ohne Packzeug, wenn dann schleppen ihre Frauen (die so mit dem Tross assoziiert werden) das Hab und Gut mit sich. Allerdings wird davon ausgegangen, dass Landsknechte ebenfalls solche Rucksack-Pakete mit sich trugen, oder wie auf einigen Grafiken zu sehen einfach ihr Hab und Gut in einem Sack an die Stangenwaffe gebunden.
Gürtel- und Umhängetaschen
es gibt kein Bild von Landsknechten mit Taschen am Gürtel oder um die Schultern. Dies wird allerdings idealisiert sein, da es Abbildungen von Zivilisten mit eben solchen gibt. Ergo: klar erlaubt, sollten aber möglichst zur Zeit passen.
Schuhe
bis ins späte 16. Jahrhundert waren Kuhmaulschuhe, oder ähnliche, das gängige Schuhwerk der Landsknechte. Wenn sie überhaupt Schuhe trugen.
Feldflasche aus Metall
oft rund, ausdauernd, praktisch, schlicht. Fertig.
Gürtel und Gehänge
bei einfachen Landsknechten aus einfachem Leder, bei höheren Tieren gern auch mal ne Prunkkette. Wurden benutzt um Waffen dran zu befestigen, auch kleinere Behälter (z.B. Pulverkartuschen bei Schützen) oder anderer Kram.
Weißwäsche
Im 16. Jahrhundert gab es drei Arten von Hemden, die sich für den äußeren Betrachter vor allem durch die Kragen zeigen: 1. kein Kragen (kreisrunder Ausschnitt) 2. hochgeschlossen und gezurrt 3. das was wir heute als klassischer Klappkragen kennen.
Sollte aber nicht sofort als Mittelalterlich oder Modern zu erkennen sein, wenn man nichts anderes zur Hand hat.
Wenn man sich unten herum unbedingt zeigen will, sollte man sich schon die Arbeit machen nicht in Boxershorts aufzulaufen.
Mäntel
so schillernd die Kleidung der Landsknechte normalerweise auch war, viele ihrer Mäntel waren zumeist vollkommen zweckdienliche und simple Überwürfe, die bis zum Knie gingen.

Die Rüstung und Bewaffnung von Landsknechten

Die Reisläufer hatten es vorgemacht: ein disziplinierter Haufen mit Stangenwaffen ausgerüsteter Männer war durchaus in der Lage einem klassischen Ritterheer den Tag zu versauen. Daher gerierte sich auch die Prägung sämtlicher Landsknechtdarstellungen: man sieht zumeist mehr Speere als Menschen, in größeren Bildern sind Landsknechte meist nur noch als marschierender Block von zig Lanzen und Speeren auszumachen.
Grundsätzlich und stark vereinfachend lässt sich die Kampfausrüstung eines Landsknechts/Reisläufers auf folgende Teile festmachen:

  • Rüstung und Helm
  • Hauptwaffe
  • Nebenwaffe
  • Beiwerk

Klar sollte sein: ein Landsknecht definiert sich auch durch seine Waffen, unbewaffnet ist er nicht mehr als ein Opfer, allein ist er schwach, in der Gruppe schwer zu bezwingen und in der Masse unbesiegbar.

Rüstung und Helm

Komplette Harnische waren enorm teuer und recht selten auf einem Schlachtfeld anzutreffen; wurden dementsprechend von Söldnern mit zumeist wohlhabendem Hintergrund getragen. Harnische schützten vor allem in eine Richtung: nach vorne. Die Rückseite eines Doppelsöldners war zumeist frei, weil billiger und weniger schwer, damit auch weniger die Bewegungsfreiheit einschränkend. Die günstigere Alternative, aber immer noch ziemlich teuer, war ein Harnisch ohne Schutz für Arme und Oberschenkel.
Die günstigste Rüstung, quasi das 'Einstiegsmodell', war ein Kragen aus eisernem Kettengewebe. Kein komplettes Kettenhemd mehr, schützte trotzdem die sehr verwundbare Hals-Partie und die Schultern.
Helme: Im 16. Jahrhundert waren der Morion und die Sturmhaube die Standard-Helme, so die Landsknechte überhaupt welche trugen. Die Reiterei, oder höhere Offiziere, trugen auch mal nen Armet. Das war es dann auch an Auswahl.
Tipp: Rüstungen und auch Helme wurden gerne angemalt.
Im LARP werden auch schlichte Hirnhauben gerne verwendet, weil sie praktischerweise unter die Kopfbedeckung passen.
Info: Metall war damals sauteuer. Entsprechend wertvoll waren Rüstungen und Helme (die oft nach einer gewonnenen Schlacht vom Gegner gezockt wurden). Der normale Landsknecht hatte zumeist keine Rüstung. Gerüstete Landsknechte, die sich ihrer Ausstattung wegen auch in das erste Glied stellen konnten wurden 'Doppelsöldner' genannt: doppelte Gefahr, doppelter Sold.

Die Hauptwaffe

Je nach Waffengattung variierte die Hauptwaffe eines Landsknechts. Wie zuvor erwähnt gab es folgende Waffengattungen (die sich je nach Zusammensetzung der Gruppe auch im LARP oder Reenactment wiederfinden):

  • Spießer / Pikeniere
  • Plänkler
  • Schützen
  • Artilleristen


Spießer / Pikeniere: die Hauptwaffe, die so bezeichnend für die Landsknechte und Reisläufer war. Zumeist 4-6m lang und 4cm dick, aus Eschenholz, mit einem tödlichen Ende aus Metall. Am gebräuchlichsten, weil am einfachsten herzustellen, war der einfache Spieß, aber es gab auch andere Variationen.

Landsknechtleitfaden Page 37 Image 0002.jpg

Stangenwaffen die (schon oder noch) im 16. Jahrhundert gebraucht wurden:
1. Reihe v.L.n.R.: Runka, Partisane, Mordaxt, Luzernerhammer, Langspieß
2. Reihe v.L.n.R.: Flügellanze, Ochsenzunge, Knebelspieß, Helmbarte, Rossschinder
3. Reihe v.L.n.R.: Kriegsgabel, Gleve, Couse, Spetum, Knotenspieß

Hinweis: Stangenwaffen im LARP
LARP-Stangenwaffen mit sehr spitzen Enden, wie z.B. die Kriegsgabel, das Spetum oder gar der schlichte Spieß sind immer noch recht schwer herzustellen (wg. instabiler und weicher Spitze). Meist werden deshalb 'kräftigere' Stangenwaffen wie der Rossschinder oder die Hellebarde genutzt.
Historisch gab es große Unterschiede zwischen den Waffen: Helmbarten waren z.B. maximal 3m lang, Spieße aber bis zu 6m, was zu vollkommen unterschiedlichen Einsatzbereichen führte. Partisanen waren ob ihrer feineren Werkart eher Waffen die Trabanten eines hohen Offiziers zustanden. Da man im LARP nur sehr schwer an Kernstäbe kommt die länger als 2m sind, sind die Unterschiede zwischen den Stangenwaffen quasi aufgehoben.

Feuerwaffen
Das Ideal eines Landsknechtlagers sieht vor allem die Hakenbüchse/Arkebuse vor, die im 16. Jahrhundert ihre größte Verbreitung vor Aufkommen der Muskete fand. Praktisch gesehen finden sich aber noch Handfeuerwaffen in Landsknechts-Gruppen, die nicht wirklich zum 16. Jahrhundert passen.
Historische Hakenbüchse im Detail
Im Vergleich zu modernen Waffen ist der Abzug ziemlich groß. Man erkennt deutlich den Luntenabzug, an dem man die brennende Lunte befestigt. Zieht man den Hebel wird die Lunte in die kleine Pulverpfanne gedrückt, und Bumm. Geladen wurde das Ding von vorne.
Bidenhänder / Bihänder / Zweihänder
Verdammt große Schwerter, die genutzt wurden um Gassen in feindliche Speerwälle zu hauen und so den eigenen Truppen das Vordringen zu ermöglichen. Wegen der großen Gefahr zumeist von Doppelsöldnern eingesetzt. Eidgenössische Reisläufer verwendeten auch einen Zweihänder mit geflammter Klinge: die Flamberge.
Die Schamkapsel – eines jeden Landsknechts Geheimwaffe
Ob den Feind vor Furcht erzittern lassen, die Weiber vor Vorfreude, oder einfach nur um einmal so richtig rumzuposen: die Schamkapsel ist einfach nur DAS Ding des Landsknechts, es garantiert absolute Aufmerksamkeit von allem und jedem in jeder nur erdenklichen Situation. Selbst Könige haben sie sich von den Landsknechten abgeschaut!!!!
Ob man an ihre magischen Kräfte glaubt oder nicht: sie hat schon so manchem Landsknecht die Klöten vor einem fehlgeleiteten Geschoss gerettet.
Artillerie
für's LARP nicht gerade einfach herzustellen, für's Reenactment noch weniger. Für's LARP braucht es sichere Beschleunigungsmechanismen und noch sicherere Projektile, für's Reenactment nen ganzen Haufen zu beachtender Gesetze und weiterer Sicherheitsvorschriften.
Aber: Artillerie beherrscht jedes Schlachtfeld und wertet jedes Lager ungemein auf.
Wer sich die Arbeit macht so etwas zu bauen wird später mit viel Prestige, Anerkennung und vor allem viel Sold belohnt.

Nebenwaffen und Beiwerk

Katzbalger
variationsreich war hier höchstens die Art und Weise wie man das Kurzschwert trug, oder wie man es ausstaffierte. Die Art der Waffe war bei Landsknechten nahezu immer die gleiche. Der Katzbalger ist eine reine Hiebwaffe mit stumpfer Spitze und rundlichem Parierwerk. Sowieso ist alles an der Waffe rund, wer einmal mit so einem Ding im Spießhaufen agiert wird schnell erkennen warum.
Es gibt kaum einen Landsknecht, der von einer zeitgenössischen Quelle ohne Katzbalger dargestellt wurde. Dementsprechender Standard dürfte die Waffe gewesen sein.
Eidgenössische Reisläufer haben da mehr Auswahl: sie griffen weniger zum Katzbalger als zum sogenannten Schweizerdegen oder anderen Kurzschwertern.
Dolche und Messer
Das dritte Standbein war entsprechend kürzer als das zweite oder gar das erste. Allerdings kann man auch hier sehen: runde Formen überwogen, von der Spitze mal abgesehen.
Kann ein einfaches, schlichtes Messer sein. Sollte nur nicht sofort als einer anderen Epoche entstammend auszumachen.
Pistolen
aus den Faustrohren des späten Mittelalters entwickelten sich einerseits die Hakenbüchsen, andererseits nach Erfindung des Radschlosses die ersten feldtauglichen Pistolen.
Die Dinger waren so teuer, dass sie oft als reine Spielzeuge für Offiziere betrachtet wurden.
Werden hier nur aufgenommen um einer Pistolen-Inflation vorzubeugen. Ein normaler Landsknecht konnte sich die Dinger einfach nicht leisten.
Pulver & Munition
Schützen standen zuweilen vor einem großen Problem. Weder Waffen, noch Munition oder Treibladungen waren standardisiert und mussten stets neu hergestellt werden. Hatte ein Schütze sich an seine Waffe gewöhnt wusste er, wieviel Pulver es braucht um ein Projektil gewünscht weit zu befördern. Dazu füllte er vor einem Gefecht die notwendige Menge in gleichen Menge in verschiedene kleine Behälter und hängte sich diese vor die Brust um sie stets griffbereit zu haben und Ladezeiten zu verringern.
Munition und Stopfpapier wurde einfach in einer Tasche aufbewahrt.
Granaten
Im 16. Jahrhundert noch schlicht 'Sprengkugeln' genannt waren tönerne oder metallene Kugeln die mit Pulver gefüllt, mit Wachs verschlossen und mit einer Lunte versehen wurden. Anwendung: anzünden und wegwerfen. Unzuverlässig, nicht nur für den Gegner gefährlich und teuer... und für den Darsteller wg. gewisser Sicherheitsvorschriften schwer umzusetzen. Trotzdem interessante Dinger.

Frauen zur Zeit der Landsknechte

Hinweis: Frauen zur Zeit der Landsknechte
Wurden im Punkt Frauen in Söldnerheeren bereits kurz angerissen, und wird hier nicht weiter ausgewälzt, das geschieht später in Frauenrollen. Dies ist nur eine Sammlung von originären Kleidungsbeispielen für Nichtkombatantinnen aus dem 16. Jahrhundert. Mehr nicht.

Kämpfende Frauen
Vom 16. Jahrhundert kann man eins klar sagen: Frauen kämpften nicht. Das sollte kein Hindernis für Frauen sein sich nicht doch an der Darstellung von weiblichen Landsknechten zu versuchen. Da steht halt nur sehr viel mehr Adaptionswerk an als bei Männern.
Aber auch das sollte mit der Gruppe abgesprochen werden. Orientiert sich diese stark an der Historie könnten weibliche Landsknechtinnen... mägde... doch unpassend sein.
Ehe- und Trossfrauen
Zugegeben, Vorlagen für die Dame von Welt sind dies sicherlich nicht. Allerdings muss man bedenken, dass bei den meisten Bildern von Landsknechten eben diese im Vordergrund stehen, und nicht die Frau. Zudem muss man den Hintergrund der meisten Landsknechte bedenken: Bauern- und Handwerkertum. Ihre Frauen stammten zumeist aus der gleichen Schicht und haben sich auch dementsprechend gekleidet.
Gut sichtbar vor allem an den Ärmeln ist der Einfluss der Landsknechte auch auf die zivile Mode.
Frauen der Renaissance
Eine Tatsache, die die eher eintönige Mode der Trossund Ehefrauen von Landsknechten wieder wett macht ist die weniger eingegrenzte Mode für Zivilisten: wer einen Landsknecht darstellen will MUSS auch wie einer aussehen. Zivilisten ist diese Grenze nicht gesetzt. Gerade weibliche Darsteller können von diesem großen Spielraum profitieren.
Die hier dargestellten Bilder zeigen Frauen die es sich leisten konnten gemalt zu werden. Entsprechend teuer und edel sind die Stoffe. Mit 'einfacheren' Stoffen abgewandelt würde das ganze besser zu einem Landsknechtlager passen, wie unten zu sehen. Damen mit obiger Ausstattung würde wenn überhaupt im Zelt des Obristen antreffen.
Ausstattung
  • Kleid (Ein oder zweiteilig)
  • Unterkleid
  • Kopfbedeckung mit Haube oder 'züchtiger' Frisur
  • Schuhwerk (Kuhmaulschuhe sind kein Problem)
  • Beiwerk, dass entweder praktisch ist oder dem Erscheinungsbild beiträgt ohne unbedingt das Morden einfacher zu machen
Non-Kombatantinnen im Detail
Hier werden einige Beispiele von Non-Kombatantinnen-Darstellungen aufgeführt. Der maßgebliche Unterschied zu den Beispielen von reinen Kombatantinnen ist die klare Ausrichtung an der zivilen Damenmode des 16. Jahrhunderts. Dies bedeutet allerdings nicht, dass so gekleidete Charaktere nicht auch zur Waffe greifen können.. allerdings dürfte schnell klar werden, dass die Praxis gewisse Tücken bietet.
Ein weiterer maßgeblicher Unterschied: diese Kleider KÖNNEN geschlitzt sein, MÜSSEN es aber NICHT.
Kombatantinnen im Detail
Hier werden einige Beispiele von Kombatantinnen-Darstellungen aufgeführt. Wie man sehen kann, gibt es kaum Unterschiede zu männlichen Landsknechten.. die Klamotten sind einfach an gewissen Stellen auf weibliche Maße angepasst worden.
Damit kommt auch dasselbe Muss einher, das für die meisten Landsknechtklamotten für Männer gilt: Schlitze sind obligatorisch.

Zivilisten

Sonstiges

Zelte
Auf wenigen Veranstaltungen wird den Teilnehmern ein festes Dach über den Kopf angeboten. Die Bandbreite kaufbarer Zelte ist groß, deshalb hier eine kleine Übersicht, wie Lagerzelte zur Zeit der Landsknechte ausgesehen haben.

Die Ausrüstung und Bewaffnung von späten Landsknechten

Viele Änderungen gibt es nicht in dieser Zeit, aber die, die es gibt reichen aus um die Landsknechte des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts gesondert zu betrachten.

Gemusterte Stoffe
werden Ende des 16. Jahrhunderts öfter gezeigt und aufgrund verbesserter Manufaktur auch für einfachere Soldaten erschwinglich. Dennoch für die Einbindung in moderne Adaptionen fraglich, da moderne gemusterte Stoffe eben einfach zu modern aussehen. Und alt aussehende sind meistens viel zu teuer.
Kleinere Schlitze
in der Kleidung sind durchaus ein Novum gegenüber den Schlitzexplosionen die man in den Jahren 1550-1570 beobachten konnte.
Hüte
sind erstens weniger wichtig, da auf Gemälden und Stichen weniger gezeigt, und zweitens einfacher als zu Zeiten in denen x-Abwandlungen des Baretts die Köpfe beherrscht haben. Einfache Hüte aus verfilzter Wolle, oft mit hochgeklappter Seite und wenigen (!!) eingesteckten Federn sind auf den Köpfen immer öfter zu sehen.
Schuhe
verändern sich hin zu einer immer spitzeren Form. Die Kuhmaulform wird ungebräuchlich. Zudem werden Landsknechte öfter mit Stiefeln abgebildet als früher.
Rapiere
waren im Verlauf des 16. Jahrhunderts meist nur Waffen für die Reiterei. Gen 1600 setzte sich die Waffe allerdings immer mehr als Ablösung für den Katzbalger durch. Rapiere sind leichter zu führen, spitzer und weniger schwer als Katzbalger, dafür aber anders als die späteren Degen schwerer und zweischneidig.
Musketen
lösen gen Ende des 16. Jahrhunderts die Hakenbüchsen ab. Der maßgebliche Unterschied liegt in der Länge des Laufs, was die Projektile schneller und weiter fliegen lässt. Der längere Lauf benötigt allerdings auch einen Ständer im Gefecht. Zu Anfang wurden Musketen ebenfalls einfach per Luntenschluss gezündet, erst langsam setzten sich Radschlosszündungen durch.




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